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Das Haselhuhn (Tetrastes bonasia) ist ausgestorben (2020)

Die Hühnervögel (Ordnung Galliformes) haben es besonders schwer, in der freien Wildbahn Mitteleuropas zu überleben; am stärksten gefährdet sind die "Rauhfußhühner" (Tetraoninae in der Familie Phasianidae), zu denen das Auerhuhn (Tetrao urogallus), das Birkhuhn (Lyrurus tetrix) und das Haselhuhn (Tetrastes bonasia) zählen. Letzteres ist zur Jahrtausendwende in Deutschland – zuletzt im Schwarzwald – ausgestorben.

Der Rebhuhn-große scheue Waldvogel ist im nördlichen Eurasien in mehreren Unterarten verbreitet und auf strukturreiche Laub- und Mischwälder angewiesen, wo er in der Kraut-, Hochstauden- und Zwergstrauchschicht seine Nahrung findet: Knospen und Kätzchen etwa des Haselstrauches und anderer weicher Laubhölzer, Beeren etc. Die natürlich vorkommenden Weichhölzer wurden allerdings zugunsten von Nadelbäumen (Fichte, Douglasie, Tanne) zurückgedrängt, die das namengebende Bild des Schwarzwalds prägen. Der Nahrungsmangel in dunklen Nadelwaldkulturen ist deshalb als Hauptursache für den Rückgang der Bestände und schließlich ihr Aussterben anzusehen. Hinzu kamen vermeidbare Verluste durch Freizeitverhalten des Menschen und freilaufende Hunde sowie die unvermeidlichen, aber nicht ausschlaggebenden Verluste durch Prädatoren: Greifvögel (Habicht, Sperber), Fuchs, Hauskatzen und nicht zuletzt verschiedene Marderarten.

Gute Aussichten für eine Wiederansiedlung des Haselhuhns sind am ehesten im Nationalpark Schwarzwald gegeben, weil dort keine Forstwirtschaft mehr zugunsten der Nadelbäume betrieben wird und die Winter- und Sommerhabitate dieser standorttreuen Wildhuhnart eng genug verzahnt sind. Die Erfolgsaussichten bleiben allerdings gering, solange selbst das "Wappentier" des Schwarzwaldes, das Auerhuhn, akut gefährdet ist: Der größte Hühnervogel unseres Landes ist auf sonnige, lichte Wälder angewiesen, wo er sich vor allem von Heidelbeerblättern und -beeren (im Winter Nadeln und Knospen) ernährt und für seinen Nachwuchs Insekten benötigt. Der Mensch muß sich wieder einmal zwischen Profit und Artenvielfalt entscheiden: ohne Ausreden und faule Kompromisse ...


Gefiederte Neubürger in Deutschland ... und Verlierer (2025)

Als Neubürger – wissenschaftlich Neobionten oder Neobiota – werden für Europa üblicherweise Exoten definiert, die nach 1492, also der Entdeckung und Besiedlung Amerikas durch Europäer, durch den Menschen in Europa eingeschleppt und heimisch geworden sind, sei es absichtlich oder versehentlich. Bekannte Beispiele sind die Agaven- und Opuntien-Arten aus Amerika, der "Stahlblauer Grillenjäger" aus Mexiko, die "Tigermücke" aus Asien, die Bisamratte aus Nord- und die Nutria aus Südamerika. Unter den gefiederten Neozoen läßt sich nicht immer sicher feststellen, welchen Anteil der Mensch an der Ausbreitung etwa von Gänsearten hatte. Eine erfolgreiche, d. h. dauerhafte Etablierung vieler fremdländischer Arten wird durch den Klimawandel, konkret: die durch den Menschen verursachte globale Erwärmung, begünstigt.

Seit Jahren, sogar Jahrzehnten breiten sich in Mitteleuropa Pflanzen- und Tierarten aus, die früher nur aus dem Mittelmeerraum bekannt waren. Als Verursacher der globalen Erwärmung ist der Mensch für solche Fälle "nur" indirekt verantwortlich, und Klima-bedingte Aus- und Einwanderungen hat es auch schon vor und nach den Eiszeiten gegeben. Erschwert und verzögert wurden und werden solche Wanderungen vor allem durch Gebirge wie die Alpen; Vögel haben durch ihre Mobilität aber einen natürlichen Vorteil und können sich auch in Deutschland ausbreiten, wenn bzw. wo die Requisiten (Habitate, Niststrukturen, Nahrungsressourcen) ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechen. Auch solche Neubürger könnte man ungeachtet menschlichen Zutuns als neozoisch bezeichnen; präziser allerdings werden Arten, die es ohne menschliche Hilfe nach Deutschland geschafft haben, als neonativ bezeichnet.

Zu den Gewinnern der Klima-Erwärmung zählen neben solchen neonativen Arten auch vormals rezedente ('zurückgehende'), die sich nun aus letzten kleinen Rückzugsgebieten heraus wieder ausbreiten und teilweise große Populationen aufbauen können. Die Verlierer hingegen sind in der Regel nicht Opfer des menschengemachten Klimas, sondern schrumpfender naturnaher Habitate bzw. meist einer naturfreindlichen Landwirtschaft:

GewinnerVerlierer
  • Bienenfresser – Merops apiaster
  • Orpheuesspötter – Hippolais polyglotta
  • Seidenreiher – Egretta garzetta
  • Seidensänger – Cettia cetti
  • Kuhreiher – Ardea ibis
  • Wiedehopf – Upupa epops
  • Zaunammer – Emberiza cirlus
  • Zwergohreule – Otus scops
  • Bekassine – Gallinago gallinago
  • Haubenmeise – Parus cristatus
  • Kiebitz – Vanellus vanellus
  • Rebhuhn – Perdix perdix
  • Uferschnepfe – Limosa limosa
  • Wintergoldhähnchen – Regulus regulus
  • und viele weitere


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