Tier & Natur > >  Fliegen

Fliegen (Diptera > Brachycera)

Nicht alle flugfähigen Insekten besitzen zwei Flügelpaare, also vier Flügel: Was für die Vögel und Fledertiere als selbstverständlich vorausgesetzt wird, gilt zwar für die meisten Insekten-Ordnungen, aber nicht für die große Ordnung Diptera mit ihren fast 160.000 Arten: Diese "Zweiflügler" – so die Übersetzung des altgriechische Namens – besaßen zwar in ihrer frühen Stammesgeschichte ebenfalls vier Flügel, haben aber das hintere Flügelpaar in "Schwingkölbchen" (Halteren) umgebildet: "Flügelstummeln", die kleinen weißen oder farbigen Kellen mit Stiel ähneln und "Zweiflüglern" durch Messung der Geschwindigkeit und Beschleunigung der Drehungen die Orientierung und Navigation im Raum ermöglichen. (Eine ähnliche Entwicklung haben die "Fächerflügler" (Ordnung Strepsiptera) durchlaufen: Hier sind die Vorderflügel der Männchen zu Halteren reduziert sind; die flügellosen Weibchen leben als Endoparasiten in anderen Insekten.)
    Innerhalb der Dipteren lassen sich aufgrund weiterer morphologischer Merkmale (Antennen, Flügelgeäder, Beborstung, Genitalien etc.) und schließlich auch genetischer Untersuchungen etliche Unterordnungen, Familien, Unterfamilien etc. sowie Gruppen ohne offiziellen taxonomischen Rang unterscheiden; einleitend ein Überblick:


 Diptera 
     
 Nematocera 
Mücken
  Brachycera 
Fliegen
   
   Orthorrhapha  
Spaltschlüpfer
   Cyclorrhapha   
Deckelschlüpfer
  
 AschizaSchizophora
• Calyptratae 
• Acalyptratae

Die klassische binäre Nomenklatur Linnés (ihres Erfinders) beruht auf typischen bzw. Schlüsselmerkmalen, nach denen Gattungen und Arten (auch höhere Taxa) unterschieden und benannt wurden und werden. Unabhängig von vollständigen, aber subjektiv geprägten Art-Beschreibungen, wie Biologen sie jahrhundertelang praktizierten, ermöglichte Linné so eindeutige Art-Benennungen, welche den wissenschaftlichen Austausch schon im 18. Jahrhundert über Landes- und Sprachgrenzen hinweg erleichterten und förderten.
    Unterschiede im Erscheinungsbild lassen allerdings nicht immer auf unterschiedliche Arten und Gattungen schließen, da manche Arten in ihrem Erscheinungsbild recht variabel sind, und Ähnlichkeiten begründen nicht sicher dieselbe Art oder Gattung, da konvergente Entwicklungen zu ähnlichen oder identischen Ergebnissen führen können. Eine "typologische" Art-Definition – d. h. Klassifizierung von Tieren nach ausgewählten äußeren Merkmalen – kann folglich nicht auf Dauer Bestand haben, wenn Taxonomen den jeweils aktuellen molekulargenetischen Forschungsstand zur Stammesgeschichte (Evolution) der Arten, Gattungen etc. für aussagekräftiger halten und den typologischen Artbegriff durch einen phylogenetischen ersetzen.

Ein konsequent phylogenetisches System, die Kladistik, bricht mit der traditionellen Klassifikation und Nomenklatur und beschert Experten wie Laien immer wieder Neubewertungen und verwirrende Namensänderungen. Innerhalb der Dipteren erkennt sie in den Fliegen (Brachycera) keine Schwestergruppe der Mücken (Nematocera), sondern nur deren Teilgruppe. Die Nematocera sind demnach ein paraphyletisches Taxon, also eine Klassifikationsebene, die außer dem jüngsten Vorfahren viele, aber nicht alle seiner Nachkommen (= nicht die Brachycera) umfaßt. Die Teilordnung Cyclorrhapha wird mittlerweile meist als Muscomorpha ('Fliegenförmige') bezeichnet und in die "Sektionen" Aschiza (wie bisher) und Schizomorpha unterteilt.
    Die Bezeichnungen Brachycera (Fliegen), Orthorrhapha (Spaltschlüpfer), Cyclorrhapha (Deckelschlüpfer), Muscomorpha, Aschiza, Schizophora, Calyptratae und Acalyptratae tauchen in der folgenden taxonomischen Übersicht wieder auf und unterteilen dort die vielen Familien der Fliegen (Brachycera)

Ectophasia crassipennis
Breitflügelige Raupenfliege (Ectophasia crassipennis) Weibchen · Remscheid-Grund, 13.06.2019
Diese Tachinide gehört mit 5–9 mm zu den mittelgroßen Arten, demonstriert aber neben dem schwarzen Winzling – evtl. einer Nistfliege (Milichiidae) – die enormen Größenunterschiede unter den Brachycera.

Die meisten Fotos der über 100 Fliegenarten stammen vom Webmaster; eine beträchtliche Anzahl hat auch Volkmar Nix (Dillenburg, Kürzel: nix) beigesteuert und so Qualität & Nutzen der Website gesteigert.


Hinweis für Besitzer eines HD-Monitors: Bei waagerechten Auflösungen über 1280 Pixel ist rechts von diesem Fenster ein weiteres Fenster zu sehen =>

Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.

Zur Leitseite Nach oben   Anatomie