Naturfotografie: Kameratechnik

1. Kameratypen · 2. Gehäuse · 3. Objektive: Brennweiten, Typen, Zubehör, Auszug · 4. Blende & Verschlußzeit · 5. Blende & Schärfentiefe · 6. Licht- & Farbtechnik · 7. Blitztechnik · 8. Filmmaterial · 9. Speicherkarten


1. Kameratypen

Für ernsthafte Natur- und Tierfotografie kommt eigentlich nur ein Kameratyp in Frage: die Spiegelreflexkamera. Um deren Vorteile würdigen zu können, sollte man sie im Vergleich mit anderen Typen sehen und auch den Ursprung der Kameratechnik erwähnen:

Lochkamera: Am Anfang der Fotografie war nicht die Linse bzw. das Objektiv, sondern eine simple Kiste, eine camera obscura bzw. "Lochkamera": Auf der Innenseite der Rückwand wurde das zu belichtende Material (eine Platte mit lichtempfindlicher Beschichtung) fixiert bzw. eingeschoben, und die Vorderwand hatte in ihrer Mitte ein winziges Loch, das während einer Aufnahme für das einfallende Licht freigegeben wurde. Das entscheidende Loch mußte bzw. muß deshalb klein sein, weil ein Lichtstrahl, der von einem bestimmte Punkt des Objekts reflektiert wird, nur auf eine einzige Stelle des Negativs treffen darf; sind es mehrere Stellen, wird das Bild unscharf, oder gibt überhaupt keins. Da alle Lichtstrahlen durch das Loch müssen, ist das belichtete Bild grundsätzlich seitenverkehrt: ein Kopf wird unten abgebildet und eine rechte Schulter links; außerdem ist es ein "Negativ": Dort, wo besonders viel Licht einfällt, wird es mehr geschwärzt als an anderen Stellen, die dunklere Bildteile darstellen. Erst mit der Entwicklung von "Umkehr"-Filmen gelang es, transparente Positive bzw. Diafilme herzustellen, die man auf Leinwände projizieren konnte.
    So antiquiert eine Lochkamera sicherlich ist – da sie kein Objektiv hat, hat sie auch nicht die Mängel eines Objektivs: Sie vermeidet alle durch Glaslinsen verursachten Abbildungsfehler, die sich nur durch aufwendige mehrlinsige Objektivkonstruktionen und metallbedampfte Glasoberflächen weitgehend (aber nie vollständig) ausgleichen lassen, und sie hat keinen Brennpunkt, in dem das Bild scharf abgebildet wird. Lochkameras haben deshalb bei dreidimensionalen Motiven zumindest theoretisch einen Vorteil: Mit einem unendlich kleinen Loch gewinnen sie eine unendlich große Schärfentiefe.

Sucherkamera: Die ersten Linsen waren mehr oder weniger fest in das Gehäuse eingebaut, weil jede Brennweite ihren eigenen Auszug zur Fokussierung benötigt und weil mit einer festen Verbindung der mechanische Aufwand niedrig gehalten werden konnte. Nach der Erfindung des 24x36-mm-Filmformats wurde die kleine, kompakte 35-mm-Kamera ein Massenkonsumgut: Mit Fotoapparaten vom Typ Kodak "Retina" konnten erstmals breite Bevölkerungsschichten qualitativ hochwertige Aufnahmen machen.
    Auch ihre Nachfolger, die heutigen "Sucherkameras", haben in der Regel noch fest eingebaute Objektive und sind noch kleiner bzw. kompakter geworden. Darüber hinaus warten sie mit einer Reihe revolutionärer Neuerungen auf:

Solche Wunderwerke moderner Technik sind im wahren Sinne des Wortes "idiotensicher" (solange man daran denkt, einen Film einzulegen) und decken ein großes Einsatzspektrum ab. Der Natur- und Tierfotografie konnte mit Sucherkameras aber kein Durchbruch gelingen, da diese immer noch etlichen Beschränkungen unterliegen: Das eingebaute Objektiv kann nicht durch eines mit längerer oder kürzerer Brennweite oder größerer Lichtstärke ersetzt werden, der Filmtransport kann nicht beschleunigt werden, die Blitztechnik kann nicht verbessert werden, die zahlreichen Automatikfunktionen lassen sich kaum beeinflussen – und vor allem: Der Sucher zeigt nicht genau das, was später auf dem Dia oder Negativ zu sehen sein wird.

Spiegelreflexkamera: Erst mit den für SLR- (Single Lens Reflex) bzw. "Spiegelreflex"-Kameras typischen Wechselobjektiven wurde die Naturfotografie möglich, wie wir sie heute kennen. Der Hauptvorteil der SLR-Technik liegt darin, daß das Sucherbild durch das Objektiv "eingefangen" und über den Spiegel in den Sucher umgelenkt wird; der Fotograf sieht also – zumindest theoretisch – immer genau das im Sucher, was er mit dem jeweiligen Objektiv fotografiert. In der Praxis ist das Sucherbild ein wenig kleiner als das aufgenommene Bild; der Bildverlust entspricht in etwa der Randabdeckung eines gerahmten Dias, ist also völlig unproblematisch.
    Zunächst waren die SLR-Gehäuse mit Gewindeanschlüssen ausgestattet, die nur einen langsamen, umständlichen Objektivwechsel ermöglichten; als die Blendenautomatik eingeführt wurde und später sogar elektrische Kontakte am Gehäuse wie am Objektiv exakt zur Deckung gebracht werden mußten, setzten sich endgültig die schnelleren Bajonettverschlüsse durch, in denen sich das Objektiv schon durch eine kurze Drehung fixieren läßt. Sie haben nur einen enzigen Nachteil: Die Industrie wollte sich nicht auf ein Modell einigen, Gehäuse und Objektive verschienener Hersteller sind untereinander nicht kompatibel.

Digitalkamera: Die jüngste und zukunftsträchtigste Kamera-Entwicklung ist die Digitalkamera. Der Unterschied zur herkömmlichen, also "analogen" Kamera besteht im Prinzip nur darin, daß der Film mit seiner lichtempfindlichen Schicht durch einen Sensor ersetzt wurde. Da allerdings solch ein Sensor in der Regel kleiner ist als das Kleinbildformat (24 x 36mm), werden dieselben Bildwinkel hier mit kürzeren Brennweiten erzielt – oder umgekehrt: Die für herkömmliche Kameras typischen Brennweiten haben in der Digitalfotografie eine (stärkere) Telewirkung.
    Digitale Sucherkameras haben deshalb – abhängig von ihren unterschiedlichen Sensorgrößen – typische Anfangsbrennweiten von z. B. nur 5,8 oder 7,4 mm, was jeweils 35 mm in der analogen Kleinbildfotografie entspricht. Dasselbe gilt für die sogenannten Bridge-Kameras: jene Modelle, die die Lücke zwischen Sucher- und SLR-Kameras "überbrücken" und sich im wesentlichen durch das festmontierte Zoomobjektiv (mit ungewöhnlich großer Brennweite) und den Digitalsucher von einer echten Spiegelreflex unterscheiden. Mitte 2002 brachte die Firma Contax die erste digitale Spiegelreflexkamera auf den Markt, deren Chip-Größe dem 35-mm-Format entsprach, und schon im Herbst folgte auf der Photokina die nächste von Canon; beide waren für Amateure unerschwinglich teuer. Alle preiswerteren Profi-Modelle verlängern die Brennweiten ihrer Objektive um den Faktor 1,3 bis 1,6: Ein 28-mm-Weitwinkel wird so zum 36,4-mm- bzw. 44,8-mm-Winkel. In der Landschaftsfotografie kann diese Verlängerung sehr hinderlich sein, in der Tierfotografie ist sie hingegen durchaus willkommen.

Die beiden großen Nachteile der digitalen Fotografie sind ihre Bildqualität und ihr Preis: Mit dem analogen, chemischen Verfahren lassen sich hohe Auflösungen erzielen, die Vergrößerungen eines perfekten Kleinbildfotos bis zur Poster-Größe ermöglichen; digital geschossene Aufnahmen reichen hingegen nur fürs Album und für Mini-Poster. Rechnen wir einmal ein wenig:
    Ein passabler Tintendrucker bringt Fotos mit 600 x 600 Bildpunkten pro Zoll aufs Papier (dpi = "dots per inch"). Ein Zoll ist 2,54 cm. Das beliebte Postkartenformat (10 x 15 cm) ist also ziemlich genau sechs Zoll lang und vier Zoll hoch. Um es mit 600 dpi drucken zu können, muß die Bilddatei 6 x 600 dpi, also 3600 Bildpunkte lang und 2400 Bildpunkte hoch sein; Spitzen-Sucherkameras brachten es im Jahr 2002 aber erst auf z. B. 2.272 x 1.704 dpi (G2 bzw G3 von Canon), nur teure digitale Spiegelreflexkameras erreichen über 3.000 dpi. In der Praxis verdeckt Farbe leichte Bildunschärfen bzw. Körnigkeit, weshalb auch Bilder im 13 x 18 cm-Format und sogar darüber recht gut aussehen. Wenn dennoch bereits Millionen von Digitalkameras mit weitaus geringerer Auflösung über die Ladentheke gegangen sind, so hat das drei Gründe:

  1. Die Ansprüche des Durchschnittsfotografen an sog. Schnappschüsse sind recht gering.
  2. Das Bild kann gleich nach der Aufnahme, spätestens aber zu Hause am PC betrachtet werden.
  3. Für die Bildschirmdarstellung reichen selbst Digitalkameras im mittleren Qualitäts- und Preissegment völlig aus: Die durchschnittliche Monitorauflösung beträgt bekanntlich nur 1024 x 768, seit 2006/7 vermehrt 1280 x 1024 oder 800 Bildpunkte.

Die Preise für wirklich gute digitale Sucherkameras lagen 2002 ca. dreimal höher als die entsprechend ausgestatteter analoger Modelle. Digitale Profi-, also Spiegelreflexkameras waren für den Amateurmarkt fast unerschwinglich. In den folgenden Jahren kamen jedoch preiswerte Einsteiger-SLR-Kameras mit einem Verlängerungsfaktor von 1,6 auf den Markt, die die Spiegelreflex-Fotografie auch für ambitionierte Amateure attraktiv machten und nur wenig teurer als die erwähnten Bridge-Kameras waren. Seit ca. 2007 haben auch die semiprofessionellen digitalen Spiegelreflex-Kameras ein Preisniveau erreicht, das früher für die Analogfotogragfie typisch war, und zugleich ein Qualitätsniveau, das sich kaum noch von der teuren Profiklasse unterscheidet.

Obwohl die digitalen Sucherkameras für die Naturfotografie kaum bzw. allenfalls als Bridge-Modelle geeignet sind, haben sie eine interessante konkurrenzlose Nische gefunden: Ausgerechnet preiswerte lichtschwache Modelle mit ihren schwachen Zoomobjektiven geringen Durchmessers lassen sich mittels eines Adapterrings auf sog. Spektive stecken, mit denen traditionell weit entfernte Vögel und andere Tiere optisch erfaßt werden. Mit dieser Kombination lassen sich nun von denselben Motiven – etwa sitzenden Vögeln – Aufnahmen guter Qualität machen, die selbst mit den längsten "Teletüten" in der analogen Fotografie bislang unmöglich waren!

2. Gehäuse

Die folgenden Erläuterungen gelten speziell für das Gehäuse einer herkömmlichen, also analogen Spiegelreflexkamera. Es führt eine Reihe wichtiger Funktionen aus:

3. Objektive: Brennweiten

Minolta-Objektive ("Rokkore") 24-135 mm
Minolta-Objektive: 2,8/24 mm – 2,5/28 mm – 2,8/35 mm – 1,7/50 mm – 1,7/85 mm – 2,8/135 mm

Mit einem einzigen Objektiv bzw. einer Brennweite kommt nur derjenige aus, der nur einen bestimmten Typ von Aufnahmen und diesen auf immer dieselbe Art macht. Alle anderen brauchen mindestens zwei sehr unterschiedliche Brennweiten aus dem Weitwinkel-, dem sogenannten Normal- und dem Telebereich.
    Die auf dem Amateurmarkt gebräuchlichsten Brennweiten sind (umgerechnet ins Kleinbildformat): 28, 35, 50, 135, 200 und 300 mm. Da die Objektivbauer es in den letzten Jahren geschafft haben, vier (und gelegentlich noch mehr) dieser Brennweiten ohne merkliche Qualitätseinbußen und Gewichtszunahme in einem einzigen kompakten Zoomobjektiv zu vereinen, reicht vielen Amateuren tatsächlich ein einziges "Allround"-Objektiv. Gute, in Größe, Gewicht, Qualität und Preis akzeptable "Standard"-Zooms sind vor allem 28–105 mm und 28–135 mm. Naturfotografen können sich damit jedoch nicht zufrieden geben: Sie benötigen für ihre jeweilige "Zielgruppe" zusätzlich entweder ein sehr starkes und hochwertiges Teleobjektiv oder/und ein spezielles Makro-Objektiv.

WeitwinkelNormalTele
extremstarkleicht Portraitmittelstarkextrem
20mm 24 28 35 40 45/50/58 85/90 100 135 180/200/210 300 400 500 600mm

Unter den Tele-Brennweiten lassen sich nicht nur Festbrennweiten und Zooms, sondern noch weitere Typen unterscheiden:

Es ist ein großes Mißverständnis zu glauben, die jeweils richtige Brennweite ergäbe sich nur aus dem unveränderlichen Abstand des Fotografen zum Motiv. Eine mindestens ebenso wichtige Funktion der verschiedenen Brennweiten zielt auf ihre Bildwirkung: Bei exakt gleichem Bildausschnitt wirken Weitwinkel-Fotos völlig anders als Teleaufnahmen!

Aufname mit 28-mm-Weitwinkel-Objektiv   Dasselbe Motiv mit 400-mm-Tele-Objektiv
Aufname mit 28-mm-Weitwinkel-Objektiv   Dasselbe Motiv mit 400-mm-Tele-Objektiv

Die meisten Objektive lassen sich durch folgendes Zubehör sinnvoll ergänzen:

Wenn ein Objektivauszug etwa in Form von Zwischenringen verwendet wird, ergeben sich bei einem 50-mm-Objektiv die folgenden Werte. Einige Begriffsbestimmungen vorweg erleichtern das Verständnis:

Objektiv-
auszug
in mm
Aufnahme-
entfernung
in mm
Abbildungs-
maßstab
Bildformat
in mm
Belichtungs-
faktor
55500,11:10240 x 3601,2
103000,21:5120 x 1801,4
152170,31:3,3809 x 1201,7
201750,41:2,560 x 902
251500,51:248 x 722,3
301330,61:1,640 x 602,6
351210,71:1,434 x 512,9
401130,81:1,2530 x 453,2
451060,91:1,127 x 403,6
5010011:124 x 364
55951,11:0,922 x 334,4
60921,21:0,8320 x 304,8
7086 1,4*1:0,717 x 265,8
8081 1,6*1:0,6315 x 236,8
90781,81:0,5513 x 207,8
1007521:0,512 x 189
* Ab einem Abbildungsmaßstab von etwa 1,5 ist das Objektiv in Retrostellung einzusetzten.
Dabei wird es mit seinem Filtergewinde und einem Adapter in das Kamerabajonett eingesetzt.

4. Blende & Verschlußzeit

Die Blende fast aller heutiger Objektive besteht aus hinter den Linsen ringförmig angeordneten, fächerartig eineinander greifenden Lamellen, die sich von außen nach innen in ganzen und halben Stufen schließen lassen; nur extreme Weitwinkel besitzen statt einer solchen "Irisblende" manchmal eine Lochblende mit verschieden großen Löchern. Je größer die Blendenzahl, desto kleiner ist die Blendenöffnung und desto weniger Licht fällt pro Zeiteinheit auf den lichtempfindlichen Film. Für den Fotografen bedeutet das: Je kleiner die Blendöffnung (umgangssprachlich: "Blende"), desto länger muß er den Film belichten – und umgekehrt. Die Belichtungs- bzw. Verschlußzeiten sind Bruchzahlen von Sekunden; je größer die Zahl unter dem Bruchstrich (der Nenner), desto kleiner bzw. kürzer ist die Verschlußzeit – und desto weniger wird eine Aufnahme verwackeln.
    Die schwarzen Zahlen der folgenden Tabelle stellen ganze, die grauen halbe Blenden dar:

1,0 1,2 1,4 1,7 2,0 2,5 2,8 3,5 4,0 4,5 5,6 6,3 8,0 9,5 11,0 13,5 16,0 22,0 32,0

Gängige Verschlußzeiten von 1 bis 1/8000:

1 sek 1/2 1/4 1/8 1/15 1/30 1/60 1/125 1/250 1/500 1/1000 1/2000 1/4000 1/8000 sek

Blende und Verschlußzeit bilden ein Paar und ergeben einen Belichtungswert, der auch durch andere Blenden-Zeit-Paarungen realisiert werden kann: Wird bei identischen Lichtverhältnissen die Blende um eine Stufe geschlossen, so muß die Verschlußzeit verdoppelt werden. Zum Beispiel entspricht die gängige Kombination 1/250-8,0 exakt den Paaren 1/60-16, 1/125-11, 1/500-5,6, 1/1000-4,0 oder 1/2000-2,8.
    Ein "B" in der Verschlußeinstellung steht übrigens für eine unendlich lange Belichtungszeit: Solange man den Auslöser gedrückt hält, so lange bleibt der Verschluß offen.

5. Fokussieren: Blende & Schärfentiefe

Um ein Objekt scharf abzubilden, muß der Brennpunkt des Objektivs genau auf der Film- bzw. Sensorebene liegen. Diesen Brennpunkt kann man durchaus wörtlich nehmen: Eine Linse kann nur in einem bestimmten Abstand zu einem Stück Papier in dieses ein Loch brennen. Vom lateinischen Wort focus, was 'Feuer' bedeutet, leitet sich daher treffend das "Fokussieren", also das Scharfstellen ab.
    Zum Scharfstellen eines Objektivs wurde dieses ursprünglich entlang einer Achse (etwa einer Zahnradstange) von der Filmebene weg oder zu ihr hin bewegt – je nach Entfernung des Objekts. Diese Bewegung wurde später durch Drehen des ganzen Objektivs oder einer Linsengruppe innerhalb des Objektivs erreicht.

Ein Objektiv, welches nur aus Linsen und ihrer Fassung besteht, zeichnet ein Objekt nur in einer zweidimensionalen Ebene scharf; alles, was sich vor dieser Ebene oder dahinter befindet, erscheint mehr oder weniger unscharf: Je weiter ein Gegenstand von der Objektebene weg ist, desto mehr "verschwimmt" er. Wir kennen solche Fotos noch aus den Alben und Fotokartons unserer Großeltern: Portraits sind dort oft nur in der Augen- und Mundebene scharf, schon die Nasenspitze ist leicht unscharf und die Ohren erst recht.
    Aufnahmen mit einem größeren Schärfebereich wurden erst durch die sogenannte Blende möglich: Das Objektiv wurde bzw. wird durch den Blendenring im Randbereich des Objektivs abgedunkelt, so daß Licht nur durch das Zentrum auf den Film fällt. Je stärker ein Objektiv abgeblendet wird, desto enger wird der zentrale Bereich, der noch Licht durchläßt, desto weniger Licht wird folglich in einer definierten Zeiteinheit durchgelassen und desto größer wird die sog. Schärfentiefe: Da nämlich die Lichtstrahlen im Zentrum des Objektivs sehr flach ein- und ausfallen, liegen sie auch hinter den Linsen auf der Filmebene recht eng beieinander und erzeugen so vor und nach der eigentlichen Objekt- bzw. Schärfenebene einen Bereich praktisch nicht feststellbarer und somit tolerabler Unschärfe – eben der Schärfentiefe. Ein Objektiv mit "geschlossener", also kleinster Blende nähert sich also im Prinzip wieder der alten Lochkamera an.

In der Praxis hat ein Fotograf (bzw. eine Fotografin) nun mit der Blende drei Probleme:

  1. Er kann, um auch sehr tiefe Motive abbilden zu können, nicht einfach die Blende auf den kleinsten Wert einstellen, ohne eine sehr lange Verschlußzeit zu riskieren, die die Aufnahme ohne Stativ verwackeln läßt.
  2. Sie muß wissen, welche Blende bei welcher Objektivbrennweite welcher Schärfentiefe entspricht.
  3. Sie muß wissen, auf welchen Punkt scharfzustellen ist, damit sowohl der nächste wie auch der entfernteste Punkt des Motivs scharf abgebildet wird.

Die folgenden drei Tabelle gelten für drei häufig eingestellte Brennweite eines Standardzooms. Die erste Tabelle zeigt, daß in der beliebten 35-mm-Weitwinkel-Einstellung die Kombination von Blende 5,6 und 10 m einen Schärfenbereich von 4,14 m bis unendlich ergibt, während mit Blende 8 und 5 m bereits ab 2,52 m alles auf dem Foto scharf ist. Für unkomplizierte Schnappschüsse etwa auf einer Wanderung haben sich beide Kombinationen bewährt.

35mm3,55,68111622
oooo–11,00moo–7,02moo–4,99moo–3,55moo–2,53moo–1,82m
10m120m–5,25moo–4,14moo–3,34moo–2,64moo–2,03moo–1,55m
5m9,17m–3,45m17,7m–2,94moo–2,52moo–2,10moo–1,70moo–1,35m
2m2,43m–1,70m2,78m–1,57m3,32m–1,44m4,62m–1,30m10,5m–1,14moo–0,972m
1,5m1,73m–1,33m1,89m–1,25m2,13–1,17m2,58m–1,07m3,74m–0,96m10,7m–0,84m
1,2m1,34m–1,09m1,43m–1,04m1,56m–0,98m1,89m–0,91m2,27m–0,83m3,72m–0,74m
1,0m1,09m–0,92m1,15m–0,89m1,23m–0,85m1,37m–0,80m1,63m–0,74m2,25m–0,67m

50mm3,55,68111622
oooo–21,00moo–13,40moo–9,51moo–6,75moo–4,79moo–3,41m
10m19,1m–6,78m40,3m–5,74moo–4,88moo–4,04moo–3,25moo–2,55m
5m6,56m–4,04m8,00m–3,65m10,70–3,28m20,3m–2,88moo–2,45moo–2,03m
2m2,21m–1,83m2,35m–1,74m2,53m–1,66m2,85m–1,55m3,47m–1,42m5,04m–1,27m
1,5m1,61m–1,40m1,69m–1,35m1,78–1,30m1,93m–1,23m2,19m–1,15m2,73m–1,05m
1,2m1,27m–1,14m1,32m–1,10m1,37m–1,07m1,46m–1,02m1,60m–0,97m1,87m–0,90m
1,0m1,05m–0,96m1,08m–0,93m1,11m–0,91m1,17m–0,88m1,26m–0,83m1,42m–0,78m

70mm3,55,68111622
oooo–39,20moo–25,00moo–17,70moo–12,50moo–8,89moo–6,31m
10m13,4m–7,97m16,7m–7,14m23,30–6,39m52,00–5,56moo–4,71moo–3,87m
5m5,73m–4,44m6,26m–4,17m6,99–3,90m8,39m–3,58m11,70–3,20m2,68–2,79m
2m2,11m–1,90m2,17m–1,85m2,26m–1,80m2,38m–1,73m2,99m–1,63m2,69–1,62m
1,5m1,56m–1,45m1,60m–1,42m1,64m–1,38m1,71m–1,34m1,81m–1,28m1,98m–1,21m
1,2m1,24m–1,16m1,26m–1,15m1,29–1,12m1,33m–1,10m1,39m–1,06m1,49m–1,01m
1,0m1,03m–0,98m1,04m–0,96m1,06m–0,95m1,09m–0,93m1,13m–0,90m1,19m–0,87m

6. Licht- und Farbtechnik

Fotografie ist, wie dieses Wort griechischen Ursprungs sagt, das Aufzeichnen von Objekten mit Licht. Die Kameratechnik ist dem visuellen Sinn des Menschen jedoch in vielerlei Hinsicht unterlegen: Die meisten Fotoapparate verfügen nur über ein Objektiv, "sehen" nur zweidimensional, während die menschlichen Augen aufgrund ihrer frontalen Anordnung räumliches, also dreidimensionales Sehen ermöglichen.

 
UnterschiedMotivkontrast
1 Blende  1:2
2 Blenden1:4
3 Blenden1:8
4 Blenden1:16
5 Blenden1:32
6 Blenden1:64
7 Blenden1:128

Unser Auge gleicht zudem viel stärkere Kontraste aus, als der Film dies jemals könnte, da es Bereiche unterschiedlicher Helligkeit selektiv wahrnimmt. Schatten, die im Auge nur den Tiefeneindruck verstärken, können ein fotografiertes Bild geradezu "erschlagen". Optimal belichtete Fotos sind deshalb schwierig: Entweder sind die hellen, sonnigen Bereiche richtig belichtet und die schattigen zu dunkel, oder beschattete Details sind gut belichtet und die besonnten zu hell, oder ein Kompromiß wurde gewählt, der zwar ausreicht, aber nicht wirklich befriedigt. Die nebenstehende Liste verdeutlicht, wie stark die Kontraste bei unterschiedlichen Lichtwerten sind.

Schließlich gleichen unsere Augen – genauer: die Verarbeitung der von ihnen gelieferten optischen Eindrücke im Gehirn – auch Farbverschiebungen aus: Wir wissen zwar, daß ein Sonnenuntergang ein sehr warmes, rötliches Licht ausstrahlt, weil das ja kaum zu übersehen ist; kaum jemand nimmt aber bewußt wahr, daß Schatten auf Schnee nicht grau, sondern blau ist, weil sich der blaue Himmel darin spiegelt. Farbfilm aber zeigt dieses Blau schonungslos.

Licht und Farbe können also – und sollten manchmal auch – etwas manipuliert werden, um dem menschlichen Auge bei der Betrachtung eines Fotos den natürlichen Eindruck zu vermitteln. Um etwa auch im Schatten noch genügend Zeichnung zu erreichen, kann dieser durch Reflektoren oder ein Blitzgerät soweit aufgehellt werden, daß er noch "Zeichnung" hat, also noch Details zu erkennen sind. "Falsche" Farben kann man mit Farbfiltern herausfiltern oder auch mit Blitzlicht korrigieren. Folgende Filter stehen zur Verfügung:

Gegen Rot- und Blaufilter werden zu recht auch Einwände geltend gemacht: Motive haben in Wirklichkeit keine "natürliche" Farbe, die "Wirklichkeit" ihrer Farbe hängt (wenn man einmal ihre Subjektivität, nämlich die artspezifischen Eigenschaften unserer Augen außer acht läßt) immer vom jeweiligen Licht ab, und dieses ist nun einmal zwischen Morgen und Abend sehr unterschiedlich. Farbfilter sind also mit Bedacht einzusetzen.

7. Blitztechnik

Die tragbare Sonne in der Kameratasche ist aus der Fotografie nicht mehr wegzudenken: Kompakt und leicht, unkompliziert in der Handhabung und günstig im Preis sind die modernen elektronischen Blitzgeräte, die ein Objekt genau im Moment der Aufnahme in gleißendes Licht tauchen und ihre Benutzer von der Sonne am Himmel unabhängig machen. Zumindest glauben das viele Gelegenheitsfotografen, und die Industrie schürt diese Vorstellung, indem sie den Blitz vor allem in Sucherkameras fest einbaut und selbst dann automatisch auslösen läßt, wenn das Motiv für Blitzlicht viel zu weit weg ist.
    Im Vergleich zur Sonne, die bekanntlich um ein Vielfaches größer als die Erde ist, hat ein Blitzgerät einen entscheidenden Mangel: Es ist eine punktförmige Lichtquelle, die kein paralleles Licht abstrahlt, sondern einen Lichtkegel. Da sich dieser mit zunehmender Entfernung zum Objekt immer mehr ausweitet, wird das einfallende Licht pro Flächeneinheit (z. B. pro m²) immer schwächer, und zwar nicht linear, sondern zum Quadrat. Beispiel: Fotografiert man mit frontalem Blitzlicht zwei Personen, die sich 1 m bzw. 2 m vor der Kamera befinden, so ist die hintere zwar doppelt so weit weg, sie erhält aber nicht die Hälfte des Blitzlichtes, sondern nur ein Viertel: 1/2² = ¼. Das erklärt die vielen im Hintergrund völlig unterbelichteten Bilder, die in großen Sälen oder auf abendlichen Grillparties aufgenommen werden.
    Die Lichtleistung eines Blitzgerätes wird mit der "Leitzahl" (LZ) angegeben, die von der Filmempfindlichkeit abhängig ist; meist gilt sie für 21 Din = 100 ASA. Wird der Blitz ungedrosselt, also mit maximaler Stärke eingesetzt, läßt sich die richtige Lichtmenge nur durch die Blende steuern: Man teilt die dem verwendeten Film entsprechende Leitzahl durch die Entfernung zum Objekt und erhält die Blende. Zwei Beispiele:

LZ 32 / 2 m = Blende 16   —   LZ  36 / 4 m = 9, also Blende 9,5.

    Diese Rechnung gilt übrigens nur für direktes Blitzen in normalen Räumen mit reflektierenden Wänden: In großen, dunklen Räumen ist eine halbe bis eine Blende zu öffnen, und im Freien sind gar zwei Blenden reichlicher zu belichten. Wird das Blitzlicht indirekt eingesetzt, wird es also gegen eine Wand oder einen Reflektor und erst dann weich auf das Motiv geworfen, ist mit einer größeren Blende ein doppelter Lichtverlust auszugleichen: Erstens ist der gesamte Weg des Blitzlichtes zur Wand und weiter zum Motiv abzuschätzen, und zweitens ist einzukalkulieren, daß eine Wand sowohl Licht schluckt als auch am Motiv vorbei streut, was sich auf 1½–2 Blenden summiert. In der Praxis bedeutet das, daß das Objektiv um 3 oder mehr Blenden weiter zu öffnen ist als bei direktem Blitzlicht.
    Die Blende ist umgekehrt um 1½–2  Stufen zu schließen, wenn der Blitz nur zur Aufhellung eines tiefen Schattens eingesetzt werden soll; wird dieser zu sehr aufgehellt, ergibt dies eine unnatürliche Wirkung!
    Solche Rechnerei gehört auch im Zeitalter der vollautomatischen Computer-Blitzgeräte mit TTL-Messung (TTL = Through the Lens) durch das Kameraobjektiv zum Theoretischen Rüstzeug des Fotografen, denn auch das "intelligenteste" Blitzgerät kann bei vorgewählter zu kleiner Blende nicht mehr Energie abstrahlen, als es hat bzw. als seine Leitzahl hergibt.

Im Rahmen ihrer Kapazität eingesetzt, stellen Blitzgeräte in der Gelegenheitsfotografie eine jederzeit verfügbare Lichtreserve dar. Für anspruchsvolle Fotografie sind einige Ergänzungen ratsam:

8. Filmmaterial: Empfindlichkeit & Lichtfarbe

Das einst vor allem aus Kostengründen übliche Schwarz-Weiß-Material wird heute kaum noch abgesetzt. Es hat seine Berechtigung zwar noch im Journalismus und in der "puristischen" Architekturfotografie, die allermeisten Amateure wie Profis bevorzugen aber den Farbfilm, der als Negativ- wie als Dia-Film eine bei allen bekannten Marken durchweg gute Qualität aufweist. Neben den üblichen Tageslichtfilmen gibt es Negativ- und Diafilme auch für Kunstlicht, also Glühlampenlicht.
    Am wichtigsten für den Naturfotografen ist die Lichtempfindlichkeit, die entweder nach der deutschen Industrienorm (DIN) oder nach der American Standards Association (ASA) gemessen wird: Üblich und für die meisten Anwendungen völlig ausreichend sind 100 und 200 ASA, was 21 und 24 DIN entspricht. Höhere Empfindlichkeiten empfehlen sich für schlechte Lichtverhältnisse und den Einsatz sehr starker Brennweiten, sie bringen aber tendenziell auch eine stärkere Körnigkeit, einen geringeren Kontrastumfang und weniger kräftige Farben mit sich.

DIN1518212427303336
ASA255010020040080016003200

Filme haben den Nachteil, daß man sich vor einer Fotoserie für einen Filmtyp entscheiden muß und daß diese Entscheidung dann für jedes einzelne Foto gilt. Diese Beschränkung fällt in der Digitalfotografie weg: Der Fotograf kann hier, wenn er will, für jedes einzelne Foto erneut entscheiden, welche Empfindlichkeit und Lichtfarbe der Aufnahme am besten entsprechen. Der Sensor ist beliebig einzustellen, und der Speicherkarte ist es sozusagen gleichgültig, welche Daten auf ihr gespeichert werden.

8. Sensor & Speicherkarte

In Analogkameras sind das Aufnahme-, Speicher- und Transportmedium identisch: der Film. Das Aufnahmemedium einer Digitalkamera ist hingegen der Sensor, der die Bilddaten an einen Prozessor und Zwischenspeicher liefert. Von dort gelangen sie in den Flash-Speicher, der in der Regel nicht fest eingebaut ist, sondern als mobile Speicherkarte in die Kamera gesteckt wird. Der größte Vorteil der Karten liegt in ihrer Speicherdichte, die bei gleichen Abmessungen immer weiter gesteigert wurde. Wer bereit war, genügend Geld zu investieren, konnte z. B. schon 2007 ein Modell mit einer Kapazität von bis zu 16 GigaByte erwerben, das für viele tausend Bilder, also einen mehrwöchigen Foto-Urlaub reicht.


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