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Wanzen (Heteroptera): Anatomie

Der typische Körperbau der Wanzen läßt sich gut am Beispiel der Weichwanze Adelphocoris quadripunctatus demonstrieren, da ihre Körperteile deutlich gegeneinander abgesetzt sind:

  • Der kleine, quasi halslose Kopf trägt zwei Komplexaugen; hinzu kommen oft zwei Ocelli
    (Punkt- bzw. Einzelaugen), die aber einigen Familien (z. B. Weichwanzen) fehlen.
  • Die Antennae ('Fühler') besitzen meist nur vier Glieder. Vertex = 'Scheitel'.
  • Das trapezförmige "Schulterstück" wird als Pronotum ('Vorderrücken') bezeichnet.
  • Hinter dem Pronotum liegt das (meist) dreieckige Scutellum ('Schildchen'); bei
    einigen Arten, etwa den Scutelleridae, bedeckt es den gesamten Hinterleib.
  • Ihre Deckflügel (Elytren) werden Hemielytren ('Halbdecken') genannt,
    weil sie nur zur Hälfte bis zu zwei Dritteln sklerotisiert, also hart sind:
  • Der verhärtete (basale) Teil wird als Corium ('Leder') bezeichnet;
  • Die oft dreieckige Spitze des Coriums wird Cuneus ('Keil') genannt.
  • Der dünnere, häutige Teil ist die Membran ('Häutchen'). (Adern
    können Zellen bilden und die Artbestimmung erleichtern.)
  • Die Streifen zwischen Corium und Scutellum und unter
    diesem werden jeweils Clavus ('Nagel, Stift') genannt.
  • Der Tarsus ('Fuß') besitzt drei Glieder, selten 2 oder 1.

Ein entscheidendes Merkmal der Wanzen sind ihre stechend-saugenden Mundwerkzeuge, mit denen die meisten Arten Pflanzensäfte saugen, einige prädatorisch lebende Arten aber auch Körperflüssigkeiten ihrer Beute und die Ektoparasiten unter ihnen – etwa die Bettwanze (Cimex lectularius) – Blut. Das Rostrum ('Rüssel') besteht außen aus einer fast geschlossenen Führungsröhre, welche durch das Labium ('Unterlippe') gebildet und zum Saugen nicht eingestochen wird. Im Inneren bilden die Mandibeln ('Oberkiefer') und Maxillen ('Unterkiefer') den eigentlichen Stechapparat aus Speichelkanal und Nahrungskanal. Der Rüssel ist in der Regel ziemlich gerade, bei den Sichelwanzen (Nabidae) und Raubwanzen (Reduviidae) allerdings gebogen.
    Die scheinbare Einheit von Abdomen (Hinterleib) und Thorax (Brust) ist ein weiterer (wenn auch nicht distinkter) Hinweis auf die Unterordnung Heteroptera: Nur auf der Unterseite lassen sich Prothorax ('Vorderbrust'), Mesothorax ('Mittelbrust') und Metathorax ('Hinterbrust') unterscheiden, was auch für die 11 Segmente bzw. Sternite des Abdomens und die ersten Beinteile gilt: Trochanter ('Schenkelring)' und Coxa ('Hüfte'); Femur ('Schenkel'), Tibia ('Schiene') und Tarsus ('Fuß') ragen meist seitlich unter dem Körper hervor.
    Bekannt sind Wanzen auch wegen des Geruchs, den etliche Arten verbreiten können. Er entsteht durch Sekrete, die in Duftdrüsen (Stinkdrüsen, Wehrdrüsen) gebildet und durch paarige Orificia ('Mündungen') auf der Unterseite des Metathorax abgegeben werden und Angreifer abwehren und sogar lähmen können. Bei Menschen können die Düfte auch angenehme Assoziationen etwa mit Zimt, Früchten etc. wecken.

Wie der Bauplan bei zwei anderen Familien realisiert ist, zeigen die beiden folgenden Fotos.


Pyrrhocoris apterus
Feuerwanze (Pyrrhocoridae > Pyrrhocoris apterus) · Solingen, 04.04.2020 ·

Halyomorpha halys
Die "Marmorierte Baumwanze" (Pentatomidae > Halyomorpha halys) besitzt ein schmal verlängertes Scutellum und am Rand des Hinterleibs ein grob geflecktes Connexivum. · Solingen, 29.03.2023 ·

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