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Gesundheit: Rinderwahn?

In der Diskussion um Gesundheit und Umwelt taucht immer wieder der Begriff Rinderwahn auf. Damit ist längst nicht nur der BSE-Skandal gemeint, der für einige Jahre den Rindfleischkonsum drückte und auch Jahrzehnte später noch vielen Menschen in schlechter Erinnerung ist: Es ist die Rindfleisch-Produktion überhaupt, die weit schlimmere Folgen hat als BSE:

1. BSE

"BSE" steht für 'Rinderwahn'. Schon Anfang der 90er Jahren wurden im Landkreis Segeberg erste Verdachtsfälle auf BSE registriert. Sie wurden jedoch nicht weiteruntersucht, vielmehr wurden die geschlachteten Rinder zur Weiterverarbeitung freigegeben. Als 1994 die zuständige Amtstierärztin zu den aufgelaufenen Fällen ein Fernsehinterview gab, kündigte ihr ihr Arbeitgeber fristlos und verklagte sie zunächst erfolgreich, die behaupteten Tatsachen nicht weiter zu verbreiten; drei Jahre später wurde das Urteil aufgehoben. Am 26. November 2000 wurde in Deutschland der erste Fall von BSE amtlich bestätigt. Bis Februar 2005 wurden über 360 BSE-Fälle offiziell nachgewiesen (2003: 54, 2004: 65), 2006 noch 16 und 2007 nur noch 4. Bei diesen Zahlen ist jedoch eine hohe Dunkelziffer anzunehmen, da die meisten Tiere geschlachtet wurden, bevor der BSE-Erreger mit herkömmlichen Verfahren nachweisbar war. Seit dem Jahr 2000 werden Rinder in der Europäischen Union mit BSE-Schnelltests überwacht.

"BSE" ist die Abkürzung des wissenschaftlichen englischen Begriffs Bovine Spongiform Encephalopathy, in deutscher Schreibung "bovine spongiforme Enzephalopathie". Er bedeutet übersetzt 'schwammförmige Gehirnkrankheit der Rinder' und bezeichnet eine vermutlich (also nicht sicher) durch pathogene Prionen (atypische Eiweißkörper) verursachte Degeneration des Gehirns. Bei fortschreitender Erkrankung weist das befallene Gehirn eine schwammartig durchlöcherte Struktur mit fadenförmigen, proteinhaltigen Ablagerungen (Plaque) auf. Verursacht wurde BSE möglicherweise durch Scrapie-verseuchte Schlachtabfälle von Schafen, die in Großbritannien auch an Rinder verfüttert worden waren. "Scrapie" (Traberkrankheit) ist die BSE entsprechende Krankheit bei Schafen.
    Beim Menschen heißt die durch atypische Eiweiße (Prionen) verursachte Hirnerkrankung "Creutzfeldt-Jakob-Krankheit" (CJK, englisch CJD = Creutzfeldt Jakob Disease). Der Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch ist nach aktuellen Erkenntnissen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% für die als vCJD bekannt CJK-Variante verantwortlich. Der Oberbegriff zu allen übertragbaren spongiformen Enzephalopathien lautet TSE = "Transmissible Spongiform Encephalopathy".

2. Flächenverbrauch

Die Produktion von Nahrungsmitteln braucht fruchtbares Land, und dieses sollte effizient und nachhaltig genutzt werden, um die Menschheit auch in Zukunft sicher und gut ernähren zu können. Dazu ist es nützlich zu wissen, was die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations bzw. 'Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen') ermittelt hat:

Es gibt also nicht nur viel zu viele Menschen auf dieser Erde, es gibt auch viel zu viele Flächen, die selbst dann als Weideland bzw. für Viehfutter genutzt werden, wenn sie als Ackerland unmittelbar für die Ernährung des Menschen nutzbar wären und dann pro Hektar fast fünfmal so viele Kalorien und gut anderthalb mal so viel Protein liefern würden. Hinzu kommt die Erkenntnis, daß der häufige Verzehr roten Fleisches der Gesundheit abträglich ist.
    Das Problem geringer Nutzungseffizienz der Rinderhaltung entsteht aus zwei Motiven: der Gier zunehmend wohlhabender Gesellschaften nach Fleischprodukten als vermeintlichen Luxusartikeln und Statussymbolen und dem Bestreben der Bauern wie auch der industriellen Landwirtschaft, mit Tierhaltung mehr Gewinn aus landwirtschaftlichen Flächen zu ziehen.
    Quelle: Ritchie, Hannah & Max Roser (2013): "Land Use". Published online at OurWorldInData.org, retrieved from https://ourworldindata.org/land-use.

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3. Methan

Methan ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Wasserstoff mit der Summenformel CH4 (siehe Strukturformel rechts). Das farb- und geruchlose Gas ist brennbar und explosiv; in Anwesenheit von ausreichend Sauerstoff verbrennt es zu Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O). (CO2 hat die Strukturformel O=C=O.)
    Als Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan ein begehrtes Heizgas und Ausgangsstoff für Produkte der chemischen Industrie; als Hauptbestandteil von Biogas – das aus organischen Abfällen entsteht und zu einem Drittel aus Kohlenstoffdioxid besteht – ist es prinzipiell eine erneuerbare Energiequelle; als atmosphärisches Gas schließlich ist Methan ein Treibhausgas, das unkontrolliert in die Atmosphäre gelangt: ungenutzt als Abfallprodukt traditioneller Erdgasförderung, in Folge der Klimaerwärmung aus auftauenden Permafrostböden und nicht zuletzt als Verdauungsprodukt aus Rindern und auch Schafen – sowohl am vorderen wie hinteren Körperende dieser massenhaft gehaltenen Nutztiere. Weltweit verdauen und wachsen ca. 1,5 Milliarden Rinder für den Fleischkonsum der schier unersättlichen Spezies Mensch.

Als Ursache der Klimaerwärmung wird allenthalben die hohe CO2-Konzentration in der Atmosphäre angeführt, CO2-Abgabe, CO2-Kosten, CO2-Preis oder CO2-Steuer gehören längst zum Wortschatz der deutschen Sprache. Methan trägt jedoch ca. 21mal so viel zum Treibhauseffekt bei wie Kohlenstoffdioxid. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) hat errechnet, daß 12% der globalen Treibhausgas-Emissionen aus der Tierhaltung stammen, davon 62% aus Kühen. Die Rinderhaltung ist also zwar nicht der größte Treiber des Treibhauseffekts, aber eindeutig ein Teil des Problems – und ein vermeidbarer. Diese möglichen Lösungen werden vorgeschlagen, diskutiert und getestet:


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