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Vögel (Aves): Biologie

Was ein Vogel ist, weiß eigentlich jeder – oder er/sie glaubt fest, es zu wissen, bis man nachfragt, wie sich denn die Klasse der Vögel (Aves) definiert: Daß Vögel fliegen, stimmt z. B. für die Straußenvögel ebenso wenig wie für viele endemische Inselarten, die jahrtausendelang vor Beutegreifer sicher waren; andererseits entwickelten auch Insekten (vor 235 Millionen Jahren), die Flugsaurier (vor 100 Mio. Jahren) und die Säugetiere (nämlich Fledertiere vor ca. 60 Mio. Jahren) die Fähigkeit, aktiv zu fliegen. Zwar legen alle Vögel Eier, aber das gilt auch für die meisten Reptilien, Amphibien und Insekten und sogar für einige ursprüngliche Säuger. Auch der Schnabel ist auch kein definierendes Merkmal der Vögel, da er sich auch bei Reptilien und Säugern findet.

Herkunft

Ein Vogel definiert sich einzig durch seine Federn: Kein anderes rezentes Lebewesen verfügt über diese wunderbaren Hornstrukturen, die Wärmepolster und Flügel zugleich sind und den Menschen mit ihren oft wunderschönen Farben immer schon faszinierten. Kein Wunder, daß der erste Urvogel, der der Wissenschaft bekannt wurde, den Namen "Archaeopteryx" erhielt, was schlicht 'altertümlicher Flügel' bzw. 'altertümliche Feder' heißt. Skelett-Teile dieser Art wurden schon 1857 im Solnhofer Plattenkalk in Bayern entdeckt, aber erst 1970 als Teile eines Urvogel identifiziert. 1860 fand man eine einzelne Feder, ein Jahr später ein Skelett mit einem kleinen Schädelrest, 1877 ein vollständiges Skelett, 1951 und 1956 weitere.

Die Art lebte im späten ("oberen") Jura vor 150 Millionen Jahren – zu einer Zeit also, als die Saurier gerade erst auf ihre Blütezeit zusteuerten. Sie besaß noch eine lange Schwanzwirbelsäule, bezahnte Kiefer, freie Mittelhandknochen mit Krallen und Bauchrippen; außerdem war sie wie viele ihrer Saurier-Verwandten wahrscheinlich schon warmblütig (homoiotherm). Die Wissenschaft konnte jedoch lange Zeit weder Verbindungsglieder (intermediate bzw. missing links) zu den Saurier-Vorfahren noch zu weiteren, späteren Urvögeln auffinden, die in Kreide-Formationen (ab 142 Mio Jahren) entdeckt wurden und die überwiegend Wasservögel waren – einige davon flugunfähig. So wurde lange Zeit darüber spekuliert, wie die Vögel zu ihren Federn kamen und wie bzw. warum sie die Flugfähigkeit entwickelten.

Licht in diese Rätsel brachten erst die seit 1995 in China entdeckten Urvögel in der Yixian-Formation der frühen Kreidezeit: Confuciusornis sanctus besaß noch eine dreifingrige Krallenhand, ein saurierartiges Becken und Bauchrippen, aber auch bereits eine stark reduzierte Schwanzwirbelsäule mit einem aus mehreren Wirbeln verschmolzenen Steißknochen, einen zahnlosen Hornschnabel und ein großes, verknöchertes Brustbein – Merkmale, die für moderne Vögel typisch sind und die wir vom Hähnchen auf dem Mittagstisch kennen. Selbst die Konturfedern blieben bei dieser Art im Gestein erhalten. 1998 wurde sogar ein kleiner befiederter Dinosaurier (Caudipteryx) beschrieben, der die Herkunft der Vögel, den Ursprung der Feder und die Entstehung des Vogelflugs beleuchtet.

Drei Hauptgruppen der Vögel werden für diese Entwicklungszeit unterschieden: die Sauriurae, zu denen Archaeopteryx und Confuciusornis gehören, die Ornithurae und die Enantiornithes.

Heutige Vögel

Heute gibt es ca. 8600 Vogelarten (mit bis zu 35.000 Unterarten) in 28 Ordnungen. Unterschieden werden zunächst zwei ungleich große Gruppen:

  1. die wenigen Ratitae ('Flachbrustvögel': Strauße, Kiwi), deren Brustbein der Kamm fehlt und die daher flugunfähig sind,   und
  2. die Carinatae ('Kielbrustvögel'): alle anderen Vogelarten einschließlich der Pinguine, die ihre kräftigen Flügel zum Schwimmen benutzen. Fast 60% der rezenten Arten gehören zur Ordnung der "Sperlingsvögel" (Passeriformes), deren mit Abstand größte Unterordnung die "Singvögel" (Passeres, auch Oscines) bilden. Sperlingsvögel sind eine recht moderne Entwicklung.
Sperlinge (Passer domesticus)
Junge Sperlinge bzw. Spatzen (Passer domesticus) an einer Vogeltränke mit Keramikvögeln im Garten

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