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Verhalten
Sonnenbaden · Fortbewegung · Flucht · Ernährung · Hören

Sonnenbaden

Heuschrecken sind nicht nur als Insekten wechselwarm, also von der Außentemperatur abhängig, sondern auch kälteempfindlicher als andere heimische Insekten, da sie überwiegend aus wärmeren Erdzonen stammen, etwa dem Mittelmeerraum. Morgens müssen sie sich also zunächst in der Sonne erwärmen, um auf die nötige "Betriebstemperatur" zu kommen.
Feldschrecken liegen dann manchmal auf der Seite, um mit voller Breitseite Sonnenenergie zu tanken; später, wenn ihre Körper ebenso warm wie der Boden und die Umgebungsluft sind, sitzen sie aufrecht mit Körperachse und Kopf in Richtung Sonne, so daß die Sonnenstrahlen nur unter ihrem Körper einen langen Schatten werfen und nur dessen Seiten noch streifen.

Fortbewegung

Auf der Suche nach Nahrung krabbeln Heuschrecken im Gras oder Blätterwerk. Die kürzfühligen Feldschrecken (Caelifera) bewegen sich dabei oft ruckartig fort oder hüpfen wenige Zentimeter zum nächsten Halm; die langfühligen Laubschrecken (Ensifera) hingegen sieht man oft mit ihren langen Beinen gemächlich "staksen" und nur selten springen.
Hohe und weite Sprünge mittels der großen und kräftigen Hinterschenkel dienen der Überwindung größerer Distanzen, besonders auf der Flucht. Die Flügel werden (wenn vorhanden) oft nur widerwillig bzw. erst dann benutzt, wenn die Sprungbeine nicht weit genug tragen. Im Verhältnis zu ihren Körpergrößen von kaum mehr als 2 cm sind 2-m-Sprünge eine ganz außergewöhnliche Leistung, die allenfalls noch vom winzigen Floh (Sprungweite: 60 cm) übetroffen wird.
Der Flugstart einer Heuschrecke beginnt nicht, wie bei einem Käfer, langsam von einem (erhöhten) Standort aus mit dem Anheben der Flügeldecken und Ausbreiten der Hinterflügel, sondern nach dem Absprung, wodurch der Sprung erheblich verlängert wird. Feldschrecken können aber auch regelrechte Balzflüge vollführen. Im Flug schlagen Heuschrecken, anders als Käfer, auch ihre Vorderflügel, allerdings weniger als die Hinterflügel. Diese sind bei einigen Ödlandschrecken (Locustinae) auffällig rötlich oder bläulich gefärbt.

Fluchtverhalten

Heuschrecken haben viele Feinde, denen sie weder eine effektive Panzerung noch aggressive Verteidigung (etwa Gift) noch die Nachahmung gefährlicher Tiere (Mimikry) entgegenzusetzen vermögen; nur wenige Arten unter den Ödland- und Dornschrecken sind durch die Nachahmung von Pflanzen- oder Bodenstrukturen halbwegs getarnt (Mimese). Ihr Überleben sichert ihnen die Flucht.
Nähert man sich etwa, vom Gesang der Laubschrecken angelockt, einer Wildkräuterflur, so reagieren die darin versteckten Sänger, indem sie zunächst verstummen und sich bei weiterer Annäherung einfach fallen lassen oder abspringen und eine größere Strecke fliegen. Auf einer sonnigen Wiese springen die zuvor unsichtbaren Grashüpfer in alle Richtungen vor dem Spaziergänger davon und lassen anschließend nur mit Mühe ausmachen. Auf freien Ruderalflächen bringen sich Ödlandschrecken (Locustinae) durch flache Spünge in Sicherheit, die sie durch Fliegen erheblich verlängern.

Strauchschrecke

Ernährung

Das Wissen um die Freßgewohnheiten unserer Heuschrecken ist recht mangelhaft und oft von apokalytischen Vorstellungen einer biblischen Heuschreckenplage geprägt. Tatsächlich können riesige Schwärme der Wanderheuschrecke in manchen Erdteilen auch heute noch große und lebensbedrohliche Ernteschäden anrichten. Um echte Naturkatastrophen handelt es sich allerdings nicht: Schäden an Wäldern und Steppen, die in der Natur eingeplant und durch die Regenerationsfähigkeit der Pflanzen schnell kompensiert werden, wachsen erst durch das Zutun des Menschen ins Unermeßliche: Wenn er Ratten und Mäusen, Kartoffelkäfern, Motten und Heuschrecken den Tisch überreichlich deckt, werden aus kleinen Katastrophen große.

Unsere heimischen Arten sind nicht einmal alle Vegetarier: Nur die "Kurzfühlerschrecken" (Caelifera), die meist nur Gräser verzehren, und die "langfühligen" Sichelschrecken in der Familie der Laubheuschrecken (Tettigoniidae) sind reine Pflanzenfresser; die übrigen Laubheuschrecken bzw. Langfühlerschrecken (Ensifera) sind entweder Alles- oder Fleischfresser, die sich (auch) von Blattläusen, Raupen und Insektenlarven ernähren. Heuschrecken sind somit aus Sicht menschlicher Wirtschaftsinteressen in der Regel nützlich und nur selten schädlich.

Hören und Sehen

Ihre Feinde und Geschlechtspartner nehmen Heuschrecken optisch, taktil über Bodenerschütterungen und akustisch wahr. In dichten Kräter- und Grasbständen sind sie vor allem auf einen guten Hörsinn angewiesen, und der sitzt nicht etwa im Kopf, sondern bei den kurzfühligen Knarr- und Feldschrecken (Catantopidae, Acrididae) an beiden Seiten des ersten Bauchplatte (Sternit) und bei den Langfühlerschrecken (Ensifera) gar in den Vorderbeinen: Deren Schienen (Tibiae) weisen je zwei Schlitze auf, hinter denen sich je ein Trommelfell verbirgt.
Schall, der in einem Winkel von ca. 70° direkt auf eine solche Beinöffnung trifft, wird stärker wahrgemommen als reflektierter Schall. Durch Verstellen ihrer Vorderschienen kann eine Langfühlerschrecke die Bereiche lauter Wahrnehmung verändern und dadurch die Schallquelle orten. Nicht anders verhält sich ein Mensch, der in einer Wiese den Kopf oder ganzen Körper dreht, um die kleinen Sänger besser zu orten.

Lauterzeugung und Fortpflanzung

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