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Alpenmurmeltier (Marmota marmota)

Murmeltier
Alpen-Murmeltier · Großglockner, 19.07.2012 (neu)

Tierportrait

Artname: Marmota marmota (Linnaeus 1758)
Systematik: Ordnung: Nagetiere (Rodentia) > Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha) > Familie: Hörnchen (Sciuridae) > Unterfamilie: Erdhörnchen (Xerinae) > Gattung: Murmeltiere (Marmota) > Alpen-Murmeltier (Marmota marmota).
Merkmale: KRL 40–50 cm, Schwanz 10–20 cm, M. mit gut 3 kg etwas schwerer als W., ansonsten kein Geschlechtsdimorphismus; Kopf anthrazitfarben mit heller Schnauze, Rücken schiefergrau oder hell- bis rötlichbraun, Unterseite beige bis gelblich, Ohren klein und behaart, kräftige Pfoten, Vorderfüße mit vier, Hinterfüße mit fünf Zehen. Jährlicher Fellwechsel meist im Frühsommer.
Verbreitung: Alpen, Karpaten und die Hohe Tatra, durch Auswilderung auch in den Pyrenäen und sogar im Schwarzwald.
Lebensraum: Gebirge ab 800 Meter ü.NN oberhalb der Baumgrenze bis max. 3.000 m mit tiefgründigem Boden zum Graben der Baue.
Nahrung: Kräuter und Gräser mit Bevorzugung junger Triebe und Blüten.
Lebensweise: Familienverbände mit bis zu 20 Individuen und separater Rangordnung unter den Männchen und Weibchen; Markierung der Territorien durch das ranghöchste M. & W; Leben in einem weit verzweigten System von Kammern und Tunneln: oberflächlich zur Vermeidung von Überhitzung im Sommer, tiefgründig für den Winterschlaf (Oktober bis März). Im Herbst fressen sich Murmeltiere Nahrungsreserven für die Überwinterung an und tragen abgestorbene Pflanzenteile ein zur Auspolsterung und Isolierung der Nestkammer.
Fortpflanzung: Paarungszeit gleich nach dem Winterschlaf im April/Mai, nur das ranghöchste Weibchen bekommt Nachwuchs. Tragezeit: 5 Wochen, Wurf: Ø 4 (1–6) nackte, blinde, taube und zahnlose Junge, Verlassen des Baus nach ca. 40 Lebenstagen; geschlechtsreif nach frühestens 2 Jahren; Lebenserwartung: 12 Jahre.
Freßfeinde: vor allem der Steinadler (Aquila chrysaetos), für Jungtiere auch Rotfuchs, Baummarder und Kolkrabe.

Das Alpen-Murmeltier ist nicht wirklich eine Hochgebirgsart, es war ursprünglich ein Bewohner kalter Steppen wie viele andere Gattungsgenossen, etwa das Graue Murmeltier (Marmota baibacina), das Steppenmurmeltier (Marmota bobak), das Sibirische Murmeltier (Marmota sibirica), das Schwarzhut-Murmeltier (Marmota camtschatica) oder das Langschwanzmurmeltier (Marmota caudata). Murmeltiere der mongolischen Steppen sind die Wirte des Pestflohs und dieser der Träger des Pestbakteriums (Yersinia pestis). Im 14. Jahrhundert soll die Pest durch die Mongolenzüge zur Schwarzmeerküste und dann in die italienischen Handelsstädte gelangt sein, von wo sie sich in ganz Europa ausbreitete und ab 1347 an die 40 Millionen Menschen tötete.

Die uns vertraute Nominatform (Marmota marmota) kam mit der Klimaerwärmung am Ende der letzten Eiszeit in der Fläche nicht zurecht, konnte also nur in Hochgebirgs-Kälteinseln überleben. Die alpinen Populationen wurden so von den Murmeltieren der Hohen Tatra in den Karpaten (Grenzregion zwischen der Slowakei und Polen) getrennt. Als der Mensch die Alpen besiedelte, gehörte auch das Alpenmurmeltier zu seinem Jagdwild. Begehrt waren das Fleisch, das Murmelfett, das Fell und sogar die als Jagdtrophäen geschätzten Nagezähne. Auch heute wird das Alpenmurmeltier noch gejagt.
    Vor allem in Deutschland sind Murmeltiere heute touristische Attraktionen, die sich gut beobachten und sogar füttern lassen. Viele Wanderer haben schon die Warnrufe des Murmeltiers gehört: einzelne Pfiffe, die vor dem Steinadler (dem gefährlichsten Prädator) warnen, oder Pfiffserien, die auch den Menschen einschließen. Wer viel Zeit und Geduld mitbringt, kann auch die Sozialstruktur eines Familienverbandes studieren und das dominante Männchen und Weibchen erkennen. Nur das ranghöchste Weibchen pflanzt sich fort, paart sich allerdings auch mit subdominanten Männchen. Diese wärmen während des Winterschlafs in Nestkammern tief in der Erde die Jungen des letzten Wurfs und erhöhen so deren Chancen, den Winter zu überleben.

Alpen-Murmeltier
Alpen-Murmeltier (Marmota marmota) · Großglockner, 19.07.2012 (Neumayer)

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