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Odonata – Libellen
Auszug aus einer (älteren) Klassifikation der Libellen:
- Klasse Insecta – Insekten / Kerbtiere
- Unterklasse Pterygota – Fluginsekten
- Ordnung Odonata Fabricius 1793
- Unterordnung Zygoptera Sélys 1854 – "Kleinlibellen"
- Unterordnung Anisoptera Sélys 1854 – "Großlibellen"
- (Unterordnung Anisozygoptera Handlirsch 1906 – "Urlibellen")
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Die Libellen bilden in der Klasse der Insekten eine eigene Ordnung. Ihre Evolution läßt sich anhand vieler Fossilienabdrücke bis ins obere Karbon (ca. 300 Millionen Jahre vor heute) zurückverfolgen; schon Kinder, die sich für die Tierwelt der Urzeiten interessieren, sind von den damaligen Riesenlibellen (Familie Meganeuridae) fasziniert, die Flügelspannweiten von über 70 cm erreichten. Auch ihre heutigen Nachfahren sind jedoch auffallend größer als die meisten Vertreter anderer Insekten-Ordnungen, und durch ihre Formen- und Farbenvielfalt ziehen sie staunende Blicke vieler Menschen auf sich. Fast jeder weiß auch, daß sich die räuberischen Libellen-Larven monatelang oder sogar jahrelang in Gewässern entwickeln und daß die schließlich geschlüpften Imagines nicht stechen können, also nur für ihre Beute gefährlich sind.
Die meisten Laien wissen auch, deren zwei große Gruppen bzw. Unterordnungen zu unterscheiden: die "Großlibellen" (englisch: dragonflies) und die "Kleinlibellen" (englisch: damselflies). Manche halten die hierzulande mit zwei Arten vertreteten "Prachtlibellen" (Calopterygidae) für eine dritte Gruppe, diese gehören jedoch zu den "Kleinlibellen". Tatsächlich gibt es noch eine dritte Gruppe, nämlich die "Urlibellen", von der allerdings nur drei Arten in Fernost übrig und die deshalb kaum bekannt sind.
| Odonata – Libellen | |
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Zygoptera Kleinlibellen |
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Anisoptera Großlibellen |
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Die Imagines der "Kleinlibellen" sind kleiner und schlanker als die der "Großlibellen", die Flügel sind annähernd formgleich spannen nur bis 70 mm, in Ruhe liegen sie, nach hinten gerichtet, meist neben oder über dem Abdomen aneinander. Die kleinen Augen sind weit voneinander getrennt seitlich am Kopf angeordnet.
Die Larven besitzen am Abdomen-Ende drei Kiemenblättchen. Die englische Bezeichnung damselfly läßt sich mit 'Jungfernfliege' übersetzen. |
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Die Imagines der "Großlibellen" sind meist größer und "robuster" als die der "zarten" Kleinlibellen. Sie besitzen deutlich größere Facettenaugen, die nahe beieinander liegen oder sogar am Scheitel zusammenstoßen. Die Hinterflügel sind meist etwas breiter als die Vorderflügel, beide weisen auch in Ruhestellung horizontal vom Körper weg.
Die Larven besitzen am Abdomen-Ende eine "Analpyramide" aus fünf Stacheln. Die englische Bezeichnung dragonfly bedeutet 'Drachenfliege'. |
Die Bezeichnung Libelle hat eine skurile Geschichte: Der Begründer der modernen Taxonomie, Carl von Linné (latinisiert: Linnaeus), nannte diese Insektengruppe "Libellula" ('kleine Libelle'), weil sie in der Renaissance als libella fluviatilis ('Fluß-Libelle') bezeichnet wurden. Das Wort Libelle bezeichnete damals auch ein Meßinstrument, allerdings noch nicht die mit einer Flüssigkeit und Gasblase gefüllte gebogene Röhre einer Wasserwaage, sondern ein Konstrukt aus zwei Kanthölzern in Form eines umgekehrten T (also: ⊥) nebst Faden und Bleigewicht. Es ähnelt einem Fisch, der libella marina genannt wurde: dem Hammerhai (Familie Sphyrnidae), auch Zygaena genannt (von altgriechisch Ζυγαινα, 'Waagenfisch'). Die Bezeichnung der Unterordnung Zygoptera soll sich allerdings nicht auf die Hammerhai-ähnliche Kopfform der "Kleinlibellen" beziehen, sondern auf deren Flügelpaare.
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