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Maulwurf (Talpa europaea)

Maulwurf-Logo

Der Maulwurf ist jedem Erwachsenen und Kind bekannt: aus Kinderbüchern, als Zeichentrickfigur im Fernsehen und durch die bekannten Maulwurfshügel. Dennoch haben die wenigsten schon einmal einen dieser Untergrundarbeiter gesehen, und wenn doch, dann allzu häufig nicht live, sondern als Leiche. Kein Wunder: Maulwürfe haben es nicht leicht in unserer Zivilisationslandschaft, Asphalt und Pestizide, Katz und Hund und sogar sogenannte Gartenfreunde machen ihnen das (Über-) Leben schwer. Dabei sind die Freßfeinde von Ringelwürmern, Regenwürmern und Insekten bzw. deren Larven keine Nahrungskonkurrenten des Menschen, sie können allenfalls durch ihre unterirdische, grabende Lebensweise Schäden an Pflanzenwurzeln anrichten. Meist sind nur die Maulwurfshügel, die als störend empfunden werden und illegale "Vergeltung" provozieren.

Toter Maulwurf

Tierportrait

Artname: Talpa europaea Linnaeus, 1758
Systematik: Ordnung: Insektenfresser (Eulipotyphla) > Familie: Maulwürfe (Erinaceidae) > Unterfamilie: Altweltmaulwürfe (Talpinae) > Gattung: Eurasische Maulwürfe (Talpa) > Europäischer Maulwurf (Talpa europaea).
Merkmale: 12–15 cm lang, Schwanz 2–4 cm, dunkelgraues bis schwarzes Fell, winzige Augen, keine Ohrmuscheln, große schaufelförmige rosafarbene Grabehände.
Verbreitung: Ganz Europa außer Irland, Nordskandinavien und Island.
Lebensraum: lockere Böden von Wiesen, Feldern, Laubwäldern und Gärten; nicht in sandigen und moorigen Böden.
Nahrung: Regenwürmer, Insekten und deren Larven, Schnecken.
Lebensweise: fast ausschließlich unterirdisch in Gangsystemen mit Schlaf-, Nest- und Vorratskammern; abgesehen von der Paarungszeit Einzelgänger.
Fortpflanzung: Paarungszeit: März–Mai; Tragzeit: 30 Tage; 3–6 nackte blinde Junge; selbständig nach 2 Monaten; 1–2 Würfe im Jahr.
Freßfeinde: Greifvögel wie der Mäusebussard (Buteo buteo) & Habicht (Accipiter gentilis), Eulen wie der Waldkauz (Strix aluco) & Uhu (Bubo bubo), Rabenvögel wie die Aas- bzw. Rabenkrähe (Corvus corone) & der Kolkrabe (Corvus corax), Fuchs, Wolf und Marderarten – und Menschen, die den kleinen "Kanalarbeiter" trotz seines Schutzstatus verfolgen.

Toter Maulwurf, Seitenansicht   Toter Maulwurf von unten
Toter Maulwurf: Katzenbeute?   Derselbe Tote Maulwurf von unten

Maulwurf-Hand   Maulwurf-Hand
Die mächtige Grabehand mit ihren Fingernägeln ...   ... erinnert ein wenig an eine menschliche Hand!

Was bei diesem Insektenfresser sofort auffällt, sind der kompakte Körper, die kurzen Gliedmaßen und die großen Grabschaufeln, die mit ihrer Hautfarbe und geringen Behaarung trotz der langen Nägel der menschlichen Hand recht ähnlich sind. Der kurze Schwanz ist ein Tastorgan, mit dem der Maulwurf an den Wänden seines Gangsystems entlangstreift. Lange Tasthaare umgeben auch das zugespitzte Maul mit der entfernt schweineähnlichen "Steckdosen"-Nase. Die Augen sind winzig und aufgrund der unterirdischen Lebensweise weniger wichtig.

Ein Maulwurf frißt mit ca. 50 Gramm täglich etwa die Hälfte seines Körpergewichts – früher war sogar die doppelte Menge vermutet worden. Vor allem Regenwürmer und Engerlinge, Schnakenlarven und Schnecken stehen auf dem Speiseplan. Talpa europaea beißt einem Regenwurm einen Teil des Körpers ab und transportiert die gelähmte Beute dann an einen geschützten Ort im Gangsystem, um sie dort später zu verspeisen. Das Gangsystem ist abhängig vom Naghrungsangebot ca. 200–400 Meter lang und wird dreimal am Tag durchlaufen. Es zeigt ein unregelmäßiges, zufälliges Muster, vergleichbar den Rissen in brechendem Eis. Die Hauptstraßen verlaufen in einer Tiefe bis ca. 1 m, darüber liegen Seitenstraßen und das Nest. Entlang der Gänge findet man die bekannten Maulwurfshügel wie auch Ein- und Ausgangs- und Lüftungslöcher: Auch Maulwürfe benötigen natürlich Luftsauerstoff. Außerhalb ihrer Gänge bewegen sie sich weniger geschickt, sind aber dennoch in der Lage, kurze Strecken auch schwimmend zu überwinden.
    Maulwürfe kommen nicht nur in Rasen und Weiden vor: In Waldböden finden sie ihre Beute ohne Mühe in der lockeren oberen Humusschicht; in Wildwiesen sind die Böden dichter und dicker, aber die Maulwurfshügel fallen in der unebenen Topographie und dichten Vegetation kaum auf; in den ebenen und kurzgeschorenen Rasen unserer Ziergärten jedoch sieht man auch den kleinsten Hügel sofort, und Maulwürfe graben hier mehr als woanders, weil es hier weniger Nahrung als in Naturgärten gibt.

Talpa europaea ist kein soziales, also in Gruppen lebendes Tier, sondern ein solitäres und territoriales: Die Nahrungsressourcen des Reviers lassen eine andere Lebensweise nicht zu. Die Rivalität bzw. Unduldsamkeit gegenüber Artgenossen wurde jedoch früher maßlos übertrieben, etwa in Brehms Tierleben: Maulwürfe verfolgen ihresgleichen nicht als Feinde, sondern nutzen die Randbezirke ihrer Gangsystem sogar gemeinsam. Die Duftmarkierung der Gangwände mit ihren Haut- und Präputialdrüsen hält die Tiere auf Abstand. Zu Kämpfen kommt es daher nur, wenn zwei Individuen sich nicht mehr aus dem Weg gehen können, dann aber sehr heftig und blutig. Während der kurzen Brunftzeit wird die Einsiedelei für nur wenige Tage unterbrochen: die Weibchen signalisieren nun offenbar mit kurzen tiefen Lauten (auch Duftmarken?) ihre Paarungsbereitschaft. Anschließend trennen sich Männchen und Weibchen wieder, und auch die Jungen werden schon nach wenigen Wochen verjagt. Auf der Suche nach einem eigenen Revier und dem Weg in die Selbstständigkeit kommen viele Jungtiere um: Nur ein Drittel überlebt das erste Jahr.

Maulwurf aus Ton   Ein Maulwurf statt Gartenzwerg: Das putzige Tontier zeigt, daß manche Gartenbesitzer ein durchaus freundschaftliches Verhältnis zu diesem Untergrundarbeiter haben. Solche Tierfreunde haben typischerweise keinen Rasen, sondern eine Wiese, die nur selten gemäht wird und vielen Wildpflanzen wie auch Insekten eine Überlebenschance bietet. Die unebene Topographie, die der Maulwurf mit seinen Hügeln schafft, stört vielleicht etwas beim Mähen, ist aber der Artenvielfalt durchaus förderlich.

Daß Talpa europaea unter Artenschutz steht, hat sich mittlerweile herumgesprochen, und auch die Nützlichkeit dieses tierischen Bodenlüfters ist bekannt. Dennoch gibt es immer noch Gartenbesitzer, die sogar ihr ästhetisches Empfinden über das Überleben einer ganzen Tierart stellen und alles mögliche (oder ganz wörtlich: alles Mögliche) versuchen, um ihn loszuwerden: Das Waffenarsenal reicht von dubiosen Ultraschallstäben über Duftstoffe und Wasser in den Gängen bis hin zu Giftködern und Fallen, die unter anderem Namen, nämlich als "Wühlmausfallen", verkauft werden. Gesetzgeber und Behörden unternehmen, wie so häufig, nichts dagegen. Naturfreunde hingegen können etwas tun, indem sie einen pflegeleichten und nahrungsreichen Naturgarten anlegen und die Naturschutzbehörden auf Gesetzesverstöße hinweisen.

Toter Maulwurf
Maulwürfe bekommt man leider meist tot zu Gesicht · Solingen, 07.10.2009

Maulwurfshügel
Maulwurfshügel werden leider oft als störend empfunden · Solingen, 25.02.2018

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